Ein „Offener Brief“, den (noch) keine Zeitung druckt…

Schulkonferenz der „Montessori“-Schule nimmt Stellung:

HINWEIS: Der nachfolgende Brief der Schulkonferenz der Montessori-Schule trägt das Datum „29.09.2021“  und ist dem Rathaus übermittelt worden. Dort wurde das Schreiben offenbar eingelagert und erst am 15.10.2021 den Fraktionsvorsitzenden per Mail geschickt. (Die Ratsmitglieder sind ja wohl nicht so wichtig…). Die Lokalpresse, die sich  begierig auf den sogenannten Brandbrief der Vorsitzenden von vier Ratsfraktionen zum Thema „Montessori-Schule“ gestürzt hatte, hat die Stellungnahme der Schulkonferenz bis heute mit keiner Zeile gewürdigt. Wir veröffentlichen die Stellungnahme ungekürzt:

Ein offener Brief

In den letzten Wochen gab es immer wieder Berichte in der lokalen Presse, dass es Unruhen an der Montessori-Schule Kleve gäbe, dass viele Eltern vor allem unzufrieden mit der Aufgabe der jahrgangsgemischten Klassen wären, und es befürchtet wird, dass die Montessori-Pädagogik aufgegeben würde. Wir, als gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Schulpflegschaft und Schulkonferenz, möchten in diesem Schreiben zu den Berichten Stellung beziehen.

Zunächst einmal sei vorausgeschickt: 

Wir vertrauen auf die Pädagoginnen und die Schulleitung der Montessori-Schule Kleve, dass sie die richtigen Entscheidungen im Wohle unserer Kinder treffen und ihrem Bildungsauftrag auch in Zukunft gerecht werden. Es ist in der Vergangenheit nicht alles korrekt gelaufen, vieles blieb intransparent. Trotzdem glauben wir an die Zukunft der Montessori-Schule. Darüber hinaus glauben wir fest daran, dass das Kollegium so viel Montessori-Pädagogik in der Schule und im Unterricht verwirklicht, wie es derzeit möglich ist. Ebenfalls möchten wir daran erinnern, dass aus zwei sehr heterogenen Standorten erst einmal eine zukunftsfähige Montessori-Schule in der Unterstadt Kleve wachsen muss und dass entsprechende Konzepte erst gemeinsam erarbeitet und etabliert werden müssen.

Nun zu der kontrovers diskutierten Entscheidung des Kollegiums und der Schulkonferenz, die Jahrgangsmischung aufzuheben:


Laut den Montessori-Richtlinien ist die Sollstärke im jahrgangsübergreifenden Unterricht einer Klasse nur ausreichend groß, um vielfältige Arbeits- und Sozialkontakte zu ermöglichen. Außerdem wird seitens der Montessori-Richtlinien bei jahrgangsgemischten Klassen eine Doppelbesetzung im Unterricht gefordert. Diese Zustände herrschen leider an unserer städtischen Montessorischule nicht! An unserer Schule muss eine Lehrerin ohne eine weitere pädagogische Fachkraft bis zu 26 Kinder unterrichten. Solange dieser Zustand in dieser Form bleibt, ist eine Wiedereinführung des jahrgangsgemischten Unterrichts kaum umsetzbar.

Lokalpolitiker, die auf der einen Seite jahrgangsgemischte Klassen fordern, auf der anderen Seite aber die konkreten Umstände nicht bedenken, sollten entweder selber die Umsetzung dieser Montessori-Richtlinie finanziell und personell möglich machen oder schweigen und zusehen, wo sie die Schule anders, positiv unterstützen wollen. Das hieße ganz konkret, dass neben der vollen Auslastung der Lehrer*innenstellen bei 8 bestehenden Schulklassen auch 8 pädagogische Fachkräfte eingestellt werden müssen. Für das Lehrpersonal müssen Ressourcen geschaffen werden, damit sie sich den neuen Aufgaben und Weiterqualifikationen widmen können. Dann kann man sich verstärkt auf Montessori-Standards konzentrieren und auch eine Jahrgangsmischung wieder in Erwägung ziehen.

Außerdem müssen dringend die vielen offenen „Baustellen“ wie fehlende Garderobenhaken, fehlende Spielgeräte auf dem Schulhof, fehlendes Spielmaterial für die Pausen etc. beseitigt werden.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die derzeitige Toilettensituation für die Kinder. Sie ist wirklich katastrophal und bedarf einer Veränderung. Es ist schade, dass die ursprünglichen Sanierungspläne hier nicht umgesetzt wurden, genau wie die Nebenräume der Klassenräume, die nun nicht mit einander verbunden sind und damit größtenteils nicht genutzt werden können. Hierzu braucht man eine zweite pädagogische Kraft, um die Aufsichtspflicht zu gewährleisten.

Solange hier nichts geschieht, lassen wir nicht zu, dass Politik und Stadt ihre Vorstellungen auf den Rücken unserer Kinder oder der Lehrer*innen unserer Schule austragen, nur damit man irgendeiner Idee oder Vision gerecht wird.

Abschließend soll betont werden, dass wir Montessori-Eltern über die neue Schulleitung Frau Durmaz, einer erfahrenen Schulleiterin, dankbar sind. Denn mit Frau Durmaz ist jetzt eine Schulleitung im Amt, die ihre Aufgabe versucht in vollem Umfang und mit Sicht auf eine gute Montessori-Schule, zu erfüllen. Frau Durmaz ist eine mit dem Talent Award Ruhr ausgezeichnete Schulleitung, die in Kleve angetreten ist, um die Montessori-Pädagogik an unserer Schule zu verwirklichen und eine Schule für alle Kinder in der Unterstadt zu etablieren. Aber das ist eine Frage der Zeit! Geben wir Frau Durmaz, ihrem Kollegium und unserer Montessori-Schule diese Zeit!

Auch wir wünschen uns ein funktionierendes Montessori-Konzept, welches zukunftsfähig ist und allen Kindern gerecht wird. Mit unserer sehr motivierten Elternschaft und dem engagierten Lehr- und Betreuungspersonal haben alle den Willen und die Einsatzbereitschaft eine gute Montessori-Schule im Herzen Kleves zu verwirklichen.

für die Schulkonferenz: (….)

für die Schulpflegschaft: (…)