Es gibt ein kleines Gebäude zwischen Am blauen Himmel und Schloßtorstraße, dass mit dem Rücken an das prachtvolle, barocke Tor zum Zwinger anlehnt. Das Originalgebäude wurde im Krieg zerstört und das Bestehende mit aller Vorsicht in den Burgbereich neu gebaut. Dabei wurde acht auf die Proportion (es gibt sogar noch ein Foto auf dem ein Lattengerüst das zukünftige Haus in seiner Größe zeigt um ja nichts falsch zu machen) und die Außengestaltung gelegt, an der sogar Friedrich Gorissen mitgearbeitet hat.
So entstand ein Gebäude mit vorkragendem 1. Geschoß (wie in mittelalterlichen Bebauung üblich), verputzt und weiß gestrichen wie der Marstall und mit Holzfenstern, die mit kleinen Sprossenunterteilungen versehen waren. Das ganze Gebäude stand für den Wiederaufbauwillen der Klever, die mit den Neubauten nach dem Kriege der Stadt mit den schönen Giebeln ein bisschen von der alten Pracht zurückgeben wollten. Ich erinnere hier an das Bauer-Haus am Springbrunnen, das Haus-Elbers oder auch den Giebel der ehemaligen Drogerie Naegele.
Der Gegenstand des Anstoßes ist nun das Haus an der Schloßtorstraße, das die Modernisierungswirren mit dem Wegfall der kleinen Sprossenunterteilung der Fenster noch recht glimpflich überstanden hatte. Als ich aber letztens vorbeiging, dachte ich mich trifft der Schlag. Das Gebäude war „toskana-rot“ gestrichen und mit glasierten Dachziegeln gedeckt. Der Eigentümer hat bei diesen Renovierungsarbeiten sich scheinbar vom Hänsel und Gretel-Haus in de Efteling leiten lassen und es würde mich nicht wundern wenn demnächst noch glasierte Verzierungen in Form von Lebkuchenherzen angebracht würden.
Da es sich um ein Gebäude handelt, das erst knapp 50 Jahre alt ist, ist es natürlich nicht in die Denkmalliste der Stadt eingetragen und unterliegt somit nicht den strengsten Bestimmungen, allerdings liegt es im Denkmalschutzbereich, so dass die Stadt als untere Denkmalbehörde und der Landeskonservator bei Veränderungen in diesem Bereich zu Rate gezogen werden müssen. Dies ist entweder nicht geschehen oder die Stadt hat geschlafen.
Nun muss ich leider die nächsten Jahre, und mit mir alle Klever die sich noch ein bisschen guten Geschmack und Sinn für Farb- und Raumgestaltung bewahrt haben, an diesem geschmacklichen Ausrutscher vorbeilaufen und Warten, dass die untere Denkmalschutzbehörde, nämlich die Stadt Kleve, in die Puschen kommt.
Aber der Denkmalschutz ist in Kleve, wenn nicht auf private Initiative gegründet, im Dornröschenschlaf – das würde zumindest thematisch zum Hänsel und Geretel-Haus passen.
Für die „Offenen Klever“
Clemens Giesen