Kran(k)enburg und die gute Fee

Vor langer Zeit, es ist erst ein paar Wochen her, schaute Hendricks Barbara, die gute Fee Babsi vom Niederrhein, auf die Gemeinde Kran(k)enburg. Und was sie sah, betrübte ihr Herz: die redlichen Bürger von Kran(k)enburg suchten einen Arzt. Denn die Not war daselbst groß. Nur eine einzige Arztpraxis versorgte die mehr als 10.000 Einwohner dort.

Der fleißige Bürgermeister Steins hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt. Nur leere Versprechungen waren sein Erfolg.

So schaltete sich schließlich Babsi ein. Und da sie als gute Fee auch über segensreiche Beziehungen zu anderen Wohltätern verfügte, rief sie all diese zu einer Konferenz zusammen im Seniorenzentrum von Kran(k)enburg im Februar Anno Domini 2009. Denn Babsie war eine Wahl-Fee. Und sie vertrat den örtlichen Feen-Bezirk im weit-entfernten Auenlande Berlin.

Was musste die gute Babsie sich da alles anhören:

Unmut des Wahlvolkes über die hochbezahlten öffentlich-rechtlichen Wohltäter der Kassenärztlichen Vereinigung, die über das ärztliche Wohl und Wehe am Niederrhein vorgaben zu wachen. Das hatte Babsi nicht erwartet. Das erfüllte ihr Herz mit Trauer. Hatte sie doch selbst, nur das Gute im Menschen sehend, für die neueste Gesundheitsreform gestimmt. Doch Bitterkeit holte sie nun ein: Wollten doch Ärzte für ihre Arbeit bezahlt werden.

Sie sah die Not der Kran(k)enburger – aber an diesem Abend konnte sie nicht helfen.

Resignation entsprach aber nicht Babsis Feen-Wesen. Sie telefonierte. Sie schrieb. Sie sprach. Und schließlich erhörte sie Wohltäter Hansen, der da führt die Kassenärztliche Vereinigung. Ja, er könne „eine Vergütungsperspektive anbieten, die sich nach der Anzahl der effektiv behandelten Patienten bemisst“ – erklärte dieser Mäzen gönnerhaft in einem Schreiben an sie.

Voll der Freude über ihren Erfolg tat die Wahl-Fee dieses in der Rheinischen Post kund – am 11.03.09.

Aber sie hatte die Rechnung ohne den Wohltäter gemacht. Wollte doch eine Klever Praxis in Kran(k)enburg eine Zweitpraxis eröffnen, um die größte Not vor Ort zu lindern. Auch eine erfahrene Ärztin ward nach langem Suchen gefunden. Voll der Freude wandte sich die Praxis an die Wohltäter-Organisation. Und es begann diese Samariter-Organisation zu rechnen. Es schrie der Elefant – und er gebahr eine Maus am 12.03.09: Die Ärztin dürfe alle Kran(k)enburger behandeln – aber nur 126,5 Patienten abrechnen; dies entspräche einem Umsatz von 4.350 Euro, pro Quartal.

Und so, liebe Wahl-Fee, wird Kran(k)enburg wohl weiter auf ärztliche Hilfe warten. Aber bald ist auch Feen-Wahltag …

Für die Offenen Klever
Dr. Michael Kroll, FA für Allgemeinmedizin, 47533 Kleve